Lob oder Wertschätzung?

 

Bist du schon mal gelobt worden und hast dich gar nicht gut damit gefühlt? Dabei hast du dir so sehr Wertschätzung gewünscht.
Lass uns beides mal mit dem Model „4 Seiten einer Nachricht“ von Schulz von Thun genauer betrachten. 
 


Das Model "4 Seiten einer Nachricht" von Schulz von Thun

Gemäß seines Models enthält jede Aussage 4 verschiedene Ebenen, die wir an folgendem Beispiel beleuchten.

Eine Projektmitarbeiterin stellt der Projektleiterin die von ihr vorbereitete Präsentation vor. Die Projektleiterin lobt sie anschließend: „Das haben sie gut gemacht!“

 

Sachebene:

Was kann die Projektmitarbeiterin dieser Aussage auf der Sachebene entnehmen? Einmal, dass die Projektleiterin mit der Arbeit zufrieden ist. Aber womit genau ist sie zufrieden? Mit der grafischen Gestaltung, dem Inhalt, der Länge, der Termintreue, dass ihr der Rücken frei gehalten wurde??? 

 

Je konkreter das Feedback ist, umso mehr fühlt man sich gesehen. Also könnte die Projektleiterin statt zu loben zum Beispiel wertschätzend sagen: „Super Sandra, dass Sie das Thema durch die grafischen Darstellungen so anschaulich gemacht haben. Jetzt habe ich es auf einen Blick erfassen können.“

 

Beziehungsebene:

Was drückt das Lob über die zwischenmenschliche Beziehung zwischen der Lobenden und der Gelobten aus? In der Aussage schwingt mit, dass die Projektleiterin besser weiß, was gut ist und was schlecht (Ich bin ok - Du bist nicht ok). Doch selbst wenn jemand mehr Erfahrung und Wissen hat und der Andere etwas von ihm lernen kann, wünschen wir uns ein Gespräch mit Anerkennung auf Augenhöhe. Also eine “Ich bin ok – Du bist ok“ Situation (wie sie von Thomas A. Harris im gleichnamigen Buch zur Einführung in die Transaktionsanalyse beschrieben wird). Die Aussage „Super Sandra,….“  Bringt zum Ausdruck, was die Projektleiterin schätzt und welche ihrer Bedürfnisse damit erfüllt werden, nämlich die Bedürfnisse Leichtigkeit und Klarheit, den Inhalt leicht und schnell zu verstehen. Die Projektleiterin und Sandra stehen damit  beide auf der Ich bin ok - Du bist ok Ebene.

 

Selbstkundgabe:

Was sagt die Projektleiterin über sich selbst mit dieser Aussage aus? Da die erste lobende Aussage keine Ich-Botschaft enthält, bleibt Raum für Interpretation, z. B. die Projektleiterin ist zufrieden oder sie will schnell zum nächsten Punkt übergehen, sie ist freundlich. Bei der wertschätzenden Antwort mit der Ich-Botschaft weiß Sandra, dass ihre grafische Darstellung das Verständnis für die Projektleiterin leichter macht.

 

Appell:

Was möchte die Projektleiterin mit der lobenden Aussage bewirken? Wahrscheinlich wünscht sie sich weiterhin ein solches Verhalten von ihrer Projektmitarbeiterin. Bei gewünschtem Verhalten lobt sie. Bei unerwünschtem Verhalten kommen Strafen zum Einsatz. Das kann vom Vorführen vor dem gesamten Team bis zu arbeitsrechtlichen Maßnahmen gehen. Sowohl Lob wie Strafe haben konditionierenden Einfluss, was nicht der „Ich bin ok – Du bist ok Haltung“ entspricht. Eine wertschätzende Aussage hingegen ist eine Einladung auf Augenhöhe im Dialog zu bleiben.

 

Fazit: 

 

Der wesentliche Unterschied zwischen Lob und Wertschätzung ist  die Haltung, mit der ich auf den Anderen zugehe. Wertschätzung erfordert die Ich bin ok - Du bist ok Haltung und fördert die gegenseitige Beziehung und den Wunsch, gemeinsam am gleichen Strang zu ziehen. 

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  • wertschätzend kommunizieren, 
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